Montag, 5. Juli 2010

Tour Transalp von Mittenwald (D) nach Arco (IT) vom 27.6.-3.7.2010

Seit längerem hat es mich gereizt einmal die Tour Transalp mit dem Rennvelo zu fahren, war mir aber nicht sicher, ob ich das wirklich schaffen könnte. Galt es doch in 7 Etappen 800km, 20'000hm und 18 Pässe zu bewältigen. Ein halbes Jahr waren Philippe und ich auf dem 8. Platz der Warteliste, weil der Anlass bereits am ersten Anmeldetag ausgebucht war. Als ich einen Monat vor dem Event vom Veranstalter wissen wollte, ob wir noch eine Chance auf einen Startplatz hätten, hatten sie uns gesagt, nein, das ginge nicht mehr. So begannen wir dann andere Ferienpläne zu schmieden, ohne jedoch etwas zu buchen. Zwei Wochen vor dem Anlass kam dann ein Anruf, ob wir nicht doch teilnehmen wollten. So hatten Philippe und ich spontan zugesagt, obwohl wir nur etwa 2500 Radkilometer in den Beinen hatten und kaum Pässe gefahren sind. Viele der Teilnehmer fahren im Jahr 5000-10000km und mehr, da können wir nur staunen. Organisieren konnten wir nur noch das Nötigste, Übernachten war nur noch im Camp möglich, für die Hotelsuche fehlte uns die Zeit. Da wir ja bereits vom Transalpine Run Erfahrung haben, wie es ist, im Camp zu übernachten, wussten wir was auf uns zukommen würde. Viele nette Kontakte dafür etwas unruhige Nächte, enge Verhältnisse bei den Sanitäranlagen oder kalte Duschen... ...wobei man als Frau bei den Sanitäranlagen einen klaren Vorteil hat, weil nur etwa 10% der Teilnehmer Frauen sind.
Am 26.6. fuhren wir also mit dem Zug und unseren Rennvelos über Innsbruck nach Mittenwald, wo wir unsere Startunterlagen bekamen. Leider war das Camp 3km vom Ort entfernt und die erste Herausforderung war, die grossen und schweren Taschen ohne Auto dahin zu bekommen. Nach einer etwas unruhigen Nacht ging es am 27.6. auf die 1. Etappe mit 121km und 2650hm von Mittenwald nach Sölden. Über 650 2-er Teams wurden in 4 Startblöcken ins Rennen geschickt. Wir wollten keine unnötigen Risiken eingehen und sind immer weit hinten gestartet, um nicht in der hektischen Startphase in einen Sturz verwickelt zu werden. In den Anstiegen schlossen wir dann jeweils zu den Teams auf, welche sich in unserem Bereich bewegten. Bei den Abfahrten wollte ich auch nicht zu viel risikieren. Zudem war jeweils nach 2 Stunden die Strecke für den Verkehr freigegeben und nicht mehr gesichert. Das bedeutete für die zweite Hälfte des Teilnehmerfeldes, dass sie bei Rotlicht und Baustellen anhalten und warten mussten, bei Abfahrten auf entgegenkommenden Verkehr achten und ebenso in den Dörfern auf Fussgänger, Autofahrer und andere Hindernisse aufpassen mussten. Auch in einigen bis zu 1km langen düsteren Tunnels war es mir nicht immer ganz geheuer. In Sölden angekommen, richteten wir uns im Camp ein und gingen an die Pasta-Party. Weil Philippe an diesem Tag Geburtstag hatte, bekam er von der Organisation noch eine Urkunde und ein Geburtstagsgeschenk. Die 2. Etappe brachte uns mit 2900hm und 123 km bereits nach Brixen im Südtirol. Es galt das gefürchtete Timmelsjoch auf 2500m.ü.M. und den Jaufenpass zu bezwingen. Die 3. Etappe war zwar mit 90km kürzer, hatte aber über 3000hm, der Kilometerschnitt sackte komplett ab. Dies war unsere langsamste Etappe und führte nach St. Vigil. Am 4. Tag war die Königstetappe, welche 129km lang war und über 5 Dolomitenpässe ging, hierbei galt es 3400hm zu bewältigen. Eine wunderschöne Strecke, welche uns nach Alleghe brachte. Konditionell ging es mir eigentlich immer gut, doch hatte ich jeden Tag brennende Fusssohlen vom Druck auf die Pedalen, was durch die vielen Höhenmeter und die Hitze fast unerträglich wurde. Mein zweites mit Wasser gefülltes Bidon brauchte ich jeweils um die Füsse zu kühlen. Auch meine Nacken- und Schultermuskeln schmerzten von den langen Abfahrten, vernichteten wir doch teilweise bis 1300hm am Stück. Irgendwie schaffte es der Körper jedoch immer wieder sich bis am anderen Morgen einigermassen zu erholen. Die 5. Etappe führte uns nach Kaltern und die 6. Etappe nach Trento, dort war es über 40 Grad heiss, als wir im Ziel ankamen. Im Camp war die anschliessende Nacht sehr unruhig, breitete sich doch ein Magen-/Darmvirus aus, was einigen Teilnehmern sogar verunmöglichte die letzte Etappe zu fahren. Diese ging dann nach Arco, wo das Ziel der Transalp war. Dort fuhren wir noch 5km weiter, um in Torbole in den Gardasee zu springen und uns anschliessend Pizza und Gelati zu gönnen. Wir sind glücklich und froh, dass wir diesen Anlass unfallfrei und gesund überstanden haben. Leider sind wir auch an einigen Unfällen vorbeigefahren oder hatten nachträglich gehört, was alles passiert war. Bis dahin lief unsere Abenteuer abgesehen von einem Speichenbruch an Philippe's Hinterrad alles gut. Er musste dann einen Pass nur mit der Vorderradbremse runterfahren und das Hinterrad hat bis zum Etappenziel ziemlich geeiert.
Die Finisher-Party fiel dann leider wegen einem Gewitter ins Wasser, so dass wir keine Finisher-Trikots erhalten haben. Wir hoffen aber, dass diese noch nachgeschickt werden. Die Heimreise war dann noch weniger lustig, da mich nun auch das Magen-/Darmvirus befallen hatte und unsere gebuchte Zugsverbindung fast 3 Std. Verspätung erhielt. Weil der Zug von Mittenwald zu spät kam, sassen wir 2 Std. in München fest und anschliessend war die Lok vom Zug nach Zürich auch noch defekt. Um Punkt Mitternacht waren wir dann schliesslich zu Hause.
Fazit: Ein tolles Abenteuer - ein Traum wurde wahr!

1 Kommentar:

  1. Ist schon gewaltig, was Ihr beiden geleistet habt! Mir hätten schon 1x 2000 Höhenmeter vollauf gereicht...
    Ganz herzliche Gratulation zur Gewaltsleistung!
    LG, Möne

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